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13./14.07.2024 · ab 12h
Index · Breite Strasze 1

 

Programm 2024

Programm 2024

Lesungen | Buchvorstellungen | Vorträge

SAMSTAG · SATURDAY

13:00

CODE & VORURTEIL · Leo Fischer

Unser zukünftiges Leben soll von der Künstlichen Intelligenz revolutioniert werden. Aber wer profitiert von der gewonnenen Effizienz und für wen wird Künstliche Intelligenz zu einer echten Gefahr? Welche Konsequenzen wird es für die Demokratie und die offene, vielfältige Gesellschaft geben? Und wird KI künftig auch für jene von Nutzen sein, die heute von Diskriminierung, menschenfeindlicher Gewalt und gesellschaftlichen Ausschlüssen betroffen sind?
Diesen und weiteren Fragen widmen sich die Beiträger*innen des vierten Bands der Edition Bildungsstätte Anne Frank. In den einzelnen Texten beschäftigen sie sich u. a. mit (rassistischen) Algorithmen, antisemitischen Deep Fakes oder digitalen Filtern und Schönheitsidealen, aber auch den Möglichkeiten einer »guten« KI im Einsatz gegen Ungleichheit und für Demokratie.

Our future lives are set to be revolutionized by artificial intelligence. But who will benefit from the increased efficiency and for whom will artificial intelligence pose a real threat? What will the consequences be for democracy and an open, diverse society? And will AI also benefit those who are currently affected by discrimination, misanthropic violence and social exclusion?
The contributors to the fourth volume of the Edition Bildungsstätte Anne Frank address these and other questions. In the individual texts, they deal with (racist) algorithms, anti-Semitic deep fakes or digital filters and ideals of beauty, but also the possibilities of „good“ AI in the fight against inequality and for democracy.

PODIUM: UNTERTAUCHEN – DAS LEBEN IN DER ILLEGALITÄT · diverse

Bei der Podiumsdisskusion beschäftigen wir uns mit dem Thema <sich den Repressionbehörden entziehen> als mögliche Handlungsstrategie im Umgang mit Repression. Das Thema ist kein neues. Es gibt eine Summe an Beispielen von Leuten aus verschiedenen politischen Kontexten und Generationen, die sich entweder kollektiv oder individuell dafür entschieden haben, sich kurzfristig den Behörden zu entziehen oder langfristig unterzutauchen, um in der Illegalität und/oder im Exil zu leben. Das Thema ist aufgrund der momentanen Repressionslage von hoher Aktualität und erfährt viel Aufmerksamkeit. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass es kein einfaches Thema ist bzw. es genug Gründe gibt, nicht öffentlich darüber zu sprechen. Aber wir glauben auch, dass teilweise zu viel darüber geschwiegen wird und würden gerne ins Gespräch im Rahmen des Möglichen kommen. Es diskutieren Personen mit uns, die teilweise nach Knastaufenthalten mehrere Jahre unergetaucht sind, wie Margrit Schiller und Smily. Außerdem hören wir Benni, der sich gegen das Untertauchen und für den Knast entschieden hat. Und wir versuchen weitere Perspektiven hörbar zu machen.

In the panel discussion, we will deal with the topic of „evading the repressive authorities“ as a possible strategy for dealing with repression. The topic is not new. There are many examples of people from different political contexts and generations who have decided, either collectively or individually, to evade the authorities in the short term or to go into hiding in the long term in order to live illegally and/or in exile. Due to the current repressive situation, the topic is highly topical and receives a lot of attention. At the same time, we are aware that it is not an easy topic and that there are plenty of reasons not to talk about it publicly. But we also believe that there is sometimes too much silence about it and we would like to start a conversation as far as possible. There are people discussing it with us, some of whom have been out of prison for several years, such as Margrit Schiller and Smily. We also hear from Benni, who decided against going underground and in favor of prison. And we try to make other perspectives audible.

15:00

FÄLLT LEIDER AUS!: DAS ENDE DER FRAUENRECHTE IN AFGHANISTAN · Sur Esrafil & Zohra Farhan

Das Ende der Frauenrechte in Afghanistan. Geflüchtete Frauen berichten schildert die bewegenden Schicksale afghanischer Frauen nach dem Machtantritt der Taliban und dem Zusammenbruch des von der NATO unterstützten Regierungssystems. Es beleuchtet die Herausforderungen und die Angst, die die afghanische Gesellschaft ergriff, insbesondere die Frauen, die unter den repressiven religiösen Regeln am meisten zu leiden haben. Diese Frauen, darunter Lohnarbeitende, Journalistinnen und politisch Aktive, sahen sich gezwungen, nach Wegen zu suchen, um der drohenden Gewalt und Unterdrückung zu entkommen.
Das Ende der Frauenrechte in Afghanistan. Geflüchtete Frauen berichten gibt Frauen eine Stimme und archiviert somit die aus ökonomischer, politischer und sozialer Perspektive erlebten Ereignisse. Es gibt einen tiefen Einblick in den Kampf dieser Frauen gegen Korruption und Polarisierung und zeigt ihren Mut und ihre Entschlossenheit, trotz neuer Bedrohungen und Herausforderungen ein freies Leben zu suchen. Indem es persönliche Erinnerungen und Erfahrungen verwebt, wirft das Buch ein grelles Licht auf die zwanzigjährige Anwesenheit der NATO in Afghanistan und die daraus resultierenden langfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaft.

The end of women’s rights in Afghanistan. Refugee women tell the moving stories of Afghan women after the Taliban came to power and the collapse of the NATO-backed system of government. It sheds light on the challenges and fear that gripped Afghan society, especially the women who suffered most under the repressive religious rules. These women, including wage laborers, journalists and political activists, were forced to look for ways to escape the threat of violence and oppression.
The End of Women’s Rights in Afghanistan. Refugee Women Report gives women a voice and thus archives the events experienced from an economic, political and social perspective. It gives a deep insight into the struggle of these women against corruption and polarization and shows their courage and determination to seek a free life despite new threats and challenges. Weaving together personal memories and experiences, the book sheds a harsh light on NATO’s twenty-year presence in Afghanistan and the resulting long-term impact on society.

KRITISCHE THEORIE DES ALTER(N)S · Andreas Stückler

Das Alter(n) gehört zu den gesellschaftstheoretisch vielleicht am wenigsten erschlossenen Aspekten des menschlichen Daseins – es erscheint primär als ein biologisches Faktum denn als soziales Verhältnis oder gesellschaftliche Konstruktion. So gibt es bisher auch wenig Literatur, die sich systematisch mit dem Zusammenhang von Altersfeindlichkeit und Kapitalismus auseinandersetzt. Dieses Buch legt dar, was unsere Sicht auf das Alter(n) und unser gesellschaftlicher wie individueller Umgang mit ihm mit kapitalistischen Verwertungs- und Produktivitätslogiken, mit dem modernen Arbeitsfetisch und mit den wertförmigen Sozialisationsmodi der kapitalistischen Gesellschaft zu tun haben.
Mit dem theoretischen Instrumentarium der besonders durch Marx und der klassischen Kritischen Theorie inspirierten Wert-Abspaltungs-Kritik wird die These entfaltet, dass Kapitalismus eine strukturell altersfeindliche Gesellschaftsform ist und durch vielfältige Formen der »Dissoziation« vom Alter(n) geprägt ist. Das Alter(n) und seine Begleitumstände (physische Alterungsprozesse, Krankheit, Pflegebedürftigkeit etc.) werden auf gesellschaftlicher und subjektiver Ebene abgespalten und verdrängt. Diese Abspaltung kulminiert in der Fantasie, das Alter(n) abschaffen zu können – eine Fantasie, die heute in einer stetig wachsenden Anti-Ageing-Industrie Gestalt annimmt.

Age(ing) is perhaps one of the least explored aspects of human existence in terms of social theory – it appears primarily as a biological fact rather than a social relationship or social construction. As a result, there is little literature to date that deals systematically with the connection between ageism and capitalism. This book explains what our view of age(ing) and our social and individual treatment of it have to do with capitalist logics of valorization and productivity, with the modern work fetish and with the value-based modes of socialization in capitalist society.
Using the theoretical instruments of the critique of value-dissociation, inspired in particular by Marx and classical critical theory, the thesis is developed that capitalism is a structurally age-hostile form of society and is characterized by diverse forms of „dissociation“ from age(ing). Age(ing) and its accompanying circumstances (physical ageing processes, illness, need for care, etc.) are split off and repressed on a social and subjective level. This splitting off culminates in the fantasy of being able to abolish age(ing) – a fantasy that is taking shape today in a constantly growing anti-ageing industry.

17:00

SOLIDARITÄT – EINE REALE UTOPIE · Mia Neuhaus, Lucas Mielke & Massimo Perinelli

Das Buch handelt vom Besten, das wir kennen: Solidarität. Solidarität ist mehr als eine Parole, Abwehrkampf oder Charity. Sie ist etwas anderes als Liebe, Freundinnenschaft oder Genossinnenschaft. Sie ist weltweit gelebte widerständige Praxis. Ihrem utopischen Funken sind wir auf der Spur.

The book is about the best we know: Solidarity. Solidarity is more than a slogan, a defensive struggle or a charity. It is something other than love, friendship or comradeship. It is a worldwide practice of resistance. We are on the trail of its utopian spark.

DER NONKONFORMISTISCHE INTELLEKTUELLE · Alex Demirović

Alex Demirović stellt das neu aufgelegte Buch „Der nonkonformistische Intellektuelle. Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule“ vor (Wien 2023: mandelbaum verlag). Es geht dabei um den Prozess der Formierung von kritischen, marxistischen Intellektuellen nach den Verfolgungen und Zerstörungen linker intellektueller Zusammenhänge durch die Nazis. Wie machen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno das nach ihrer Rückkehr aus dem Exil in den USA? Welche Art von zivilgesellschaftlicher Politik verfolgen sie? Welche Art von linken Intellektuellen konstituiert sich in dieser Periode des fordistisch-wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus? Und vielleicht kommen wir auch noch zu der Frage, welche Art von Intellektuellen wir heute benötigen würden.

Alex Demirović presents the newly published book „Der nonkonformistische Intellektuelle. From Critical Theory to the Frankfurt School“ (Vienna 2023: mandelbaum verlag). It deals with the process of the formation of critical, Marxist intellectuals after the persecution and destruction of left-wing intellectual contexts by the Nazis. What did Max Horkheimer and Theodor W. Adorno do after their return from exile in the USA? What kind of civil society politics do they pursue? What kind of left-wing intellectuals are constituted in this period of Fordist welfare-state capitalism? And perhaps we will also come to the question of what kind of intellectuals we would need today.

19:00

RADIKALE MÄNNLICHKEIT – DER NARZISSTISCHE CHARAKTER UND SEINE SEHNSUCHT NACH AUTORITÄT · Hanna Vatter

In Deutungen von aktuellen Attentaten fällt eine massive Leerstelle auf: Die Benennung des Geschlechts der Täter und eine Debatte darüber, was es mit der größer werdenden autoritären Bewegung zu tun hat. Im Vortrag wird es um eine Analyse der misogynen, trans- und homophoben Ideologien der sogenannten Mannosphäre gehen. Ein Fokus liegt dabei auf den INCEL (kurzf. Involuntary Celibates) – einer digitalen Bewegung junger Männer, die Frauen z.T. versklaven wollen. Der Vortrag soll auch zur Reflexion zur eigenen Eingebundenheit in diese Verhältnisse anregen.

In interpretations of current attacks, there is a massive gap: The naming of the perpetrators‘ gender and a debate about what it has to do with the growing authoritarian movement. The lecture will analyze the misogynist, trans- and homophobic ideologies of the so-called mannosphere. One focus will be on INCEL (Involuntary Celibates for short) – a digital movement of young men, some of whom want to enslave women. The lecture is also intended to encourage reflection on one’s own involvement in these relationships.

SONNTAG · SUNDAY

13:00

„DER MÄNNERRUNDBRIEF“ UND DIE MÄNNERGRUPPEN · Verlag immergrün

»Der Männerrundbrief« (1993–2002) war ein Zeitungsprojekt aus der autonomen, radikalen und profeministischen Männergruppenszene. Der Verlag immergrün hat nun eine Auswahl an Texten in zwei Bänden herausgegeben. Der Verlag immergrün stellt das Buch vor und möchte die alte und wieder geführte Diskussion aufgreifen, ob es (profeministische) Männergruppen braucht und wenn ja, wie diese organisiert sein müssten, um nicht ins männerbündische abzurutschen.

„Der Männerrundbrief“ (1993-2002) was a newspaper project from the autonomous, radical and profeminist men’s group scene. The publishing house immergrün has now published a selection of texts in two volumes. The publishing house immergrün presents the book and would like to take up the old and renewed discussion as to whether (profeminist) men’s groups are needed and, if so, how they should be organized in order to avoid slipping into the men’s alliance.

ANTIFASCHISTISCHE AKTION – VON DER GESCHICHTE BIS ZUR GEGENWART · Bernd Langer / Kunst und Kampf

Die Trilogie zur Antifaschistischen Aktion stellt die umfangreichste Arbeit zum Antifaschismus in der Bundesrepublik Deutschland dar. Ausgehend vom Ersten Weltkrieg werden die historischen Hintergründe für die Entstehung von Faschismus und Antifaschismus erläutert und ihre Geschichte beschrieben. Wesentlich ist dabei die Frage, was Faschismus bzw. Antifaschismus ausmacht: Neben einer theoretischen Beschäftigung wird dokumentiert, wie sich der Kampf dieser Antipoden praktisch dargestellt hat. Die Analyse wird umso detaillierter wird, je mehr sie in die Gegenwart reicht – die Trilogie ist also kein bloßes Geschichtswerk. Vielmehr soll ein Einblick in den Antifaschismus ermöglicht werden, der seine Inhalte klärt, die aktuelle Situation zu verstehen hilft und so hoffentlich dazu beiträgt, sich aktiv zu beteiligen.

The trilogy on anti-fascist action is the most comprehensive work on anti-fascism in the Federal Republic of Germany. Starting with the First World War, it explains the historical background to the emergence of fascism and anti-fascism and describes their history. The essential question is what constitutes fascism and anti-fascism: In addition to a theoretical examination, it documents how the struggle of these antipodes has presented itself in practice. The more detailed the analysis becomes, the more it reaches into the present – the trilogy is therefore not a mere historical work. Rather, the aim is to provide an insight into anti-fascism that clarifies its content, helps to understand the current situation and thus hopefully contributes to active participation.

15:00

STROMLINIENUNFÖRMIG · Anastasia Tikhomirova

Die Journalistin Anastasia Tikhomirova kommentiert und analysiert seit 2020 das politische Tagesgeschehen für verschiedene deutsche Medien. Dieses Buch ist eine Sammlung ihrer besten journalistischen Texte aus den Jahren 2020-2023 mit den Schwerpunkten Antislawismus, Antisemitismus, Feminismus, Russlands Krieg gegen die Ukraine und Leerstellen im linken Diskurs. Sie schreibt aus einer aneckenden, postmigrantischen Perspektive in dem Versuch dabei stets stromlinienunförmig zu bleiben und zu einem kritischen Gesellschaftsdiskurs beizutragen.

Journalist Anastasia Tikhomirova has been commenting on and analyzing current political events for various German media outlets since 2020. This book is a collection of her best journalistic texts from 2020-2023, focusing on anti-Slavism, anti-Semitism, feminism, Russia’s war against Ukraine and voids in left-wing discourse. She writes from a controversial, post-migrant perspective in an attempt to always remain non-streamlined and contribute to a critical social discourse.

ERZÄHLUNG ZUR SACHE · Stephanie Bart

Lesung und Gespräch: Stephanie Bart stellt ihren Roman »Erzählung zur Sache« vor. Die Sache, das ist die Mai-Offensive der Roten Armee Fraktion 1972 in ihrem westdeutschen und ihrem globalen Zusammenhang. Das sind folglich politische Gefangene, ein politischer Prozess und die Stammheimer Todesnacht 1977. Wir verfolgen das Geschehen vorwiegend aus der Subjektive Gudrun Ensslins. Briefe, RAF-Texte, Justiz-Texte, Augenzeug*innen, Theorie-Fragmente, Träume und ein »Chor der Geschichte« sind organisch in den Erzählstrom verwoben, um ein lebendiges Bild der Zeit entstehen zu lassen.

Reading and discussion: Stephanie Bart presents her novel „Erzählung zur Sache“. The matter is the May Offensive of the Red Army Faction in 1972 in its West German and global context. This means political prisoners, a political trial and the night of death in Stammheim in 1977. We follow the events mainly from the subjective perspective of Gudrun Ensslin. Letters, RAF texts, justice texts, eyewitnesses, theory fragments, dreams and a „chorus of history“ are organically woven into the narrative stream to create a vivid picture of the time.

17:00

WÜHLEN · Carolin Krahl. Moderation: Constanze Stutz

Lesung aus dem Roman von Carolin Krahl erschienen bei trottoir noir. Anhand persönlicher Aufzeichnungen und Dokumente erzählt „Wühlen“ von den Schwestern Franz und Kris. Ihre gemeinsame Freundin Ana versucht, eine Ordnung in die Spiralblöcke, Hefte und Therapieberichte zu bringen, die sie ihr überlassen haben.
Die drei Frauen wurden in den 1980er-Jahren in der sächsischen Provinz geboren. Anas Mutter kam als Vertragsarbeiterin aus Polen in die DDR. Franz und Kris erlebten den politischen Umbruch 1989 als familiäre Zäsur. In der Gegenwart stehen alle drei an einer neuen Bruchkante: Ihre alternativen – und prekären – Lebensformen werden zunehmend bedrohlich.
Aus Berichten und Briefen, Recherchen zur Transformationszeit und Radiobeiträgen versammelt „Wühlen“ ein literarisches Archiv zu feministischen Entwürfen damals und heute, zu DDR und Gegenwart, Punk und Psychiatrie. So macht es die Frage nach einem feministischen Erzählen explizit und dokumentiert die Suche nach einer Form zur Auseinandersetzung mit umkämpfter Geschichte.

Reading from the novel by Carolin Krahl published by trottoir noir. Based on personal notes and documents, „Wühlen“ tells the story of the sisters Franz and Kris. Their mutual friend Ana tries to bring order to the spiral notebooks, exercise books and therapy reports they left her.
The three women were born in the 1980s in provincial Saxony. Ana’s mother came to the GDR from Poland as a contract worker. Franz and Kris experienced the political upheaval of 1989 as a turning point in their families. In the present day, all three are at a new breaking point: their alternative – and precarious – ways of life are becoming increasingly threatening.
From reports and letters, research on the transformation period and radio reports, „Wühlen“ brings together a literary archive on feminist concepts then and now, on the GDR and the present, punk and psychiatry. In this way, it makes the question of feminist storytelling explicit and documents the search for a form of dealing with contested history.

WORKING CLASS DAUGHTERS · Karolina Dreit, Kristina Dreit, Selina Lampe

Alles begann bei einem Gespräch in der Küche. Gerade war Didier Eribons Rückkehr nach Reims erschienen, das wir zu lesen versuchten, es aber immer wieder weglegen mussten. Zu nah waren die Erfahrungen an den eigenen Klassenwechseln, und doch fehlte da etwas. Je mehr wir unsere eigene Klassengeschichte befragten, desto mehr Freund:innen fielen uns ein, bei denen es ähnlich war. Wir entwickelten einen Fragebogen und fingen an, Interviews zu führen. Viele der Befragten erzählen von Migrationsgeschichten, sind queer und fast alle sind oder waren im Kunst- und Kulturbereich tätig. Alle sind oder waren einmal Töchter. In diesen Gesprächen werden Klasse mit Geschlecht, queerness, Arbeit, Migration, Widerstand und Sorge verschränkt. Das Buch behauptet eine andere Wirklichkeit, in der das Sprechen über Klasse nicht von Scham und Isolierung getragen wird, sondern Verbindungen schafft.

It all started with a conversation in the kitchen. Didier Eribon’s Return to Reims had just been published, which we tried to read but had to keep putting it down. The experiences were too close to our own class changes, and yet something was missing. The more we questioned our own class history, the more friends we could think of with whom it was similar. We developed a questionnaire and started conducting interviews. Many of the interviewees tell stories of migration, are queer and almost all of them are or were active in the arts and cultural sector. All of them are or were once daughters. In these conversations, class is intertwined with gender, queerness, work, migration, resistance and care. The book asserts a different reality in which talking about class is not borne of shame and isolation, but creates connections.