Lesungen | Buchvorstellungen | Vorträge
SAMSTAG
Arditi del popolo. Der erste bewaffnete Widerstand gegen den Faschismus in Italien 1921-1922 von Andrea Staid | Johanna Wintermantel (Übersetzerin) | Samstag, 13:00
„Wehret den Anfängen“ – dieser antifaschistische Slogan mag heute etwas hilflos und verstaubt klingen. Wenig bekannt ist, dass es in Italien eine Organisation gab, die genau dies für kurze Zeit erfolgreich versuchte, lange vor der bekannteren Resistenza. Noch vor dem Marsch auf Rom erlebten die italienischen Faschisten eine erste militärische Niederlage: Die Arditi del popolo verteidigten im Jahr 1922 Parma in Barrikadenkämpfen gegen eine faschistische Übermacht, an denen sich breite Teile der Bevölkerung mit einfachsten Mitteln beteiligten. Hätten die Arditi del popolo, diese weithin unbekannte erste bewaffnete antifaschistische Organisation, den Aufstieg des Faschismus verhindern können? Diese Frage muss offen bleiben, denn nach ihrer Entstehung und rasanten Verbreitung aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, der sozialen Kämpfe des „Biennio Rosso“ 1919/20 und der darauffolgenden faschistischen Gewalttaten gegen die Bevölkerung heraus brachen die Arditi del popolo fast ebenso schnell wieder zusammen. Zu den Gründen dafür zählt die mangelnde Unterstützung bis Ablehnung, die ihnen von den politischen Parteien – auch des linken Spektrums – entgegengebracht wurde: Die Arditi ließen sich zu wenig vereinnahmen oder auch nur politisch klar einordnen. Auch in der Geschichtsschreibung werden die Arditi del popolo bis heute unterschiedlich interpretiert.
„Es gibt Männer. Was tun?“ Eine kritische Auseinandersetzung mit unserer kritischen Auseinandersetzung | Autor*innen & Herausgeber*innen des Boykott Magazins | Samstag, 13:00
Das Boykott Magazin will dem Patriarchat mies in den Rücken fallen. Männer (und andere) sollen sich mit Männlichkeit(en), Geschlechterhierarchien und Sexismus auseinander setzen. Aber wie geht das? Und was bringt das? Herausgeber*innen und Autor*innen stellen Konzept und Stil des Magazins vor und freuen sich auf eine Diskussion über die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes.
Wir werden auch schöne Tage sehen. Briefe aus dem Gefängnis von Zehra Doğan | Lena Müller (Übersetzerin) | Samstag, 15:00
Der Band versammelt die Briefe, die die kurdische Künstlerin und Journalistin Zehra Doğan während ihrer 600 Tage dauernden Inhaftierung (Juni 2017 bis Februar 2019) an ihre türkische Freundin Naz Öke in Frankreich schrieb. Die Briefe sind Zeugnis politischer Willkür, deren Opfer Zehra Doğan und ihre Mitgefangenen geworden sind. Sie erzählen von den Haftbedingungen in den Gefängnissen von Diyarbakır und Tarsus; von der Enge der Gefängniszellen, durch deren winzige Fenster jede Nacht zwei Sterne leuchten, aber auch von den Frauen, deren Solidarität Zehra Doğan Kraft gibt und deren Geschichten sie festhalten will, um die Welt aufmerksam zu machen auf das Schicksal der vielen kurdischen Gefangenen in der Türkei.
Zehra Dogan, geboren 1989 in Diyarbakir (Türkei), ist eine kurdische Künstlerin, Journalistin und Aktivistin. Weil sie ein Bild der Stadt Nusaybin während des Ausnahmezustands gemalt hatte, wurde sie wegen Propaganda für eine Terrororganisation angeklagt und zu einer knapp dreijährigen Haft verurteilt.
Finanzcoop oder Revolution in Zeitlupe. Von Menschen, die ihr Geld miteinander teilen | FC-Kollektiv | Samstag, 15:00
Was bedeutet es, alles Geld, das man verdient, erbt, geschenkt bekommt oder schuldet, ohne Wenn und Aber mit einer Gruppe von Menschen zu teilen? Was bedeutet es, nur in Absprache und bedürfnisorientiert über Geld verfügen zu können, das man verdient, erbt oder geschenkt bekommt? Wenn man größere Ausgaben mit anderen diskutieren und planen muss? Wie verändert ein solches Modell, in dem Partner*innen nicht zwangsläufig ebenfalls Gruppenmitglieder sind, das Beziehungsleben? Was bedeutet es für die Frage von Nachwuchs, die Einstellung zur Erwerbsarbeit, die Altersabsicherung oder für das eigene Konsumverhalten? Und: Ist so ein Kollektiv unter Umständen auch eine
Herausforderung für die Spielregeln, die sich der Kapitalismus für unsere Gesellschaft ausgedacht hat? Eine Provokation? Eine Parallelwelt? Ein Korrektiv? Vielleicht sogar: eine Revolution in Zeitlupe? Oder doch nur: eine Privatveranstaltung, die toleriert wird, weil sie nicht wirklich systemdestabilisierend wirken kann?
Die Texte des Bandes suchen nach Antworten auf diese und weitere Fragen. Sie sind der Versuch einer siebenköpfigen Solidargemeinschaft, ihr mittlerweile zwei Jahrzehnte währendes Leben mit diesem Modell einer »Finanzcoop« (abgekürzt: FC) für Außenstehende anschaulich zu machen.
Darum Osten | Ostjournal | Samstag, 15:00
Irgendwo fängt der Osten an. Wo genau, können wir auch nicht sagen, wir wissen aber, dass es ihn gibt. Es gibt diese Landkarten und Statistiken, die Unterschiede aufzeigen. Dahinter steckt ein Machtgefälle. Die Hegemonie ist auch ohne Kompass zu vermessen.
Das Ostjournal ist ein Online-Magazin, das Stimmen der Wende- und Nachwendegeneration aus der postsozialistischen Transformation hörbar machen und eine neue Erzählung von Europa schaffen will. Einige kontroverse Spannungsfelder beschäftigen uns in unserer ersten Ausgabe „Darum Osten“, in der wir der Frage nachgehen, warum ein Aufruf für eine Redaktion mit Ostbezug so viel Resonanz erzeugt. Wir antworten mit Vielschichtig- und Konflikthaftigkeit und werfen Fragen auf, die auch in unserer Redaktion unterschiedliche Positionen zum Vorschein bringen: Ist es okay, den nationalistischen Ausruf Slava Ukrajini! zu verbreiten? Kann man von Ostdeutschland als einer Kolonie sprechen? Sind Ostdeutsche wirklich die größten Verlierer:innen?
Mein Name ist Ausländer von Semra Ertan | Zühal Bilir-Meier (Herausgeberin) | Samstag, 17:00
In ihren Gedichten schildert Semra Ertan ihr Leben und ihre Erfahrungen in Deutschland. Bis heute steht sie für Generationen von Menschen, die immer noch unsichtbar sind und nicht gehört werden. Es geht um Leid, Wut sowie um Liebe, Hoffnung und Freundschaft, gesellschaftliche Gleichberechtigung, Mut zu Widerstand und ein menschlicheres Mit- und Füreinander.
Zühal Bilir-Meier wird die Gedichte ihrer Schwester vorstellen und lesen.
Valentin | Jens Genehr | Samstag, 17:00
Basierend auf den Film- und Fotoaufnahmen von Johann Seubert, der für die Nationalsozialisten den Bau des U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen Farge dokumentierte, und den Tagebuchaufzeichnungen von Raymond Portefaix, der als Jugendlicher aus dem französischen Dorf Murat nach Bremen Nord verschleppt wurde und als KZ-Häftling auf der Bunker-Baustelle landete, erzählt Jens Genehr in seinem Comic Valentin von diesem riesigen Rüstungsprojekt, bei dessen Umsetzung mehr als 1000 Zwangsarbeiter_innen aus ganz Europa starben.
Razzien und 129er-Verfahren | Frevel – anarchistische Bibliothek | Samstag, 17:00
Mit koordinierten Razzien sowohl in Wohnungen, einer anarchistischen Bibliothek und einer Druckerei wurde in München Ende April ein 129er-Verfahren offen gelegt. Das Verfahren dreht sich lediglich um den Vorwurf Aufrufe zu und Billigung von Straftaten verfasst, gedruckt und herausgegeben zu haben. Die Bullen nahmen dies zum Vorwand eine ganze Druckerei und tausende anarchistische Bücher und Zeitungen zu beschlagnahmen als auch DNA-Abnahmen anzuordnen. Das Besondere an diesem Verfahren unter all den laufenden 129er Verfahren in Deutschland ist, dass es hier einzig und allein um die Verbreitung und Veröffentlichung anarchistischer Ideen geht… was bedeutet diese Repression gegen anarchistische Publikationen und Ideen für uns? Wie können wir einen offensiven Umgang mit staatlicher Repression finden, wenn der Staat versucht, die offene Artikulation anarchistischer Inhalte zu verfolgen? An welche Erfahrungen können wir anknüpfen, wenn es potentiell zur Straftat wird, Zeitungen zu schreiben, zu drucken und zu verteilen?
Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults | Veronika Kracher | Samstag, 19:00
Bevor ein Incel-Attentäter im April 2018 mit einem Auto in eine Menschenmenge in Toronto raste und zehn Menschen ermordete, hinterließ er auf Facebook folgende Nachricht: „The Incel rebellion has already begun!“ Außerdem huldigte er einem weiteren Mörder, der 2014 auf dem Campus der Universität von Kalifornien in Santa Barbara sechs Menschen getötet und 13 weitere verletzt hatte. In seinem Manifest begründete er seine Taten als Racheakt gegen Frauen, die ihm „Liebe und Sex verweigert“ und demzufolge den Tod verdient hätten. Dies sind nicht die einzigen explizit gegen Frauen gerichteten Attentate, die von sogenannten „Incels“ verübt worden sind. „Incels“ ist die Kurzform für „Involuntary Celibates“ – unfreiwillig im Zölibat Lebende. Sie treffen sich in Onlineforen und auf Imageboards und lamentieren, keinen Sex zu haben, obwohl dieser ein naturgegebenes männliches Grundrecht sei. Frauen würden ihnen Sex jedoch verweigern, da Incels der eigenen Ansicht nach zu unattraktiv seien, um den Ansprüchen der oberflächlichen „Femoids“ zu genügen – diese würden nur attraktive „Chads“ begehren, die gerade mal 20 Prozent der männlichen Bevölkerung ausmachen. Da Incels Sex jedoch als Grundlage eines guten Lebens bezeichnen, attestieren sie Frauen, ihnen selbiges also zu verwehren. Im mildesten Falle artikuliert sich ihr Denken in Depressionen und Selbstmitleid, im schlimmsten Falle in der Glorifizierung von Kindesmissbrauch, sexueller Gewalt oder dem Femizid. Incels sind jedoch keine „Ausnahmeerscheinungen“ innerhalb der kapitalistisch-patriarchalen Verhältnisse, sondern Ausdruck einer Gesellschaft, in der die Abwertung des Weiblichen systematisch ist.
Was bedeutet Solidarität im Krieg? | ABC Dresden | Samstag, 19:00
Am 24. Februar 2022, dem Tag, als der Krieg begann, haben wir eine Spendenkampagne gestartet, um Geld für unsere Freund*innen in der Ukraine zu sammeln. Damit folgten wir ihrem Hilferuf und begannen mit der Solidaritätsarbeit, die wir bereits in den Tagen vor Kriegsbeginn gemeinsam geplant hatten.
Seit dem sind 5 Monate vergangen. Wie sollte es auch anders sein, waren und sind wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Wie ist es möglich so eine Unterstützungsarbeit langfristig aufzubauen? Wie lösen wir interne Konflikte und sind damit möglichst transparent gegenüber allen Unterstützer*innen? Welche politischen Positionen vertreten wir um diese Arbeit zu begründen?
Wir wollen euch gerne ein Update zu aktuellen Situation der Soliarbeit geben. Erklären warum wir tun, was wir tun und mit euch in Diskussion und Austausch treten.
SONNTAG
Piss on Patriarchy. Eine Auseinandersetzung mit der sexualisierten Gewalt auf dem Festival Monis Rache | gruppe mora (Herausgeber*innen) | Sonntag, 13:00
In einer vielseitigen Dokumentation und Analyse arbeiten Betroffene einen Fall sexualisierter Gewalt auf dem linken Festival Monis Rache auf, bei dem ein Mitarbeiter über Jahre heimlich als weiblich gelesene Personen auf Dixie-Klos gefilmt und die Videos auf Pornoplattformen verkauft hat.
Wie steht es eigentlich um den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Linken – gerade wenn sie aus den eigenen Reihen kommt? Im Januar 2020 wird öffentlich, dass ein linker cis-Mann über mehrere Jahre heimlich Videoaufnahmen in Dixi-Klos auf dem linken Festival Monis Rache anfertigte. Die Aufnahmen der von ihm als weiblich gelesenen Personen verkaufte er auf Pornoplattformen.
Zwei Jahre lang hat die feministische Gruppe mora die Reaktionen aus der linken Szene beobachtet. Aus der Perspektive linker FLINTA* und aus eigener Betroffenheit dokumentieren, kommentieren und analysieren die Autor*innen die daraus folgenden Fragen, Emotionen, Aktionen und feministischen Kämpfe. Dieses Buch archiviert im Sinne Feministischer Geschichtsschreibung die Perspektiven der Autor*innen und anderer Betroffener, um ihre Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Neben eigenen Analysen zu Themen wie Voyeurismus, transformativer Gerechtigkeit und kritischer Männlichkeit zeichnen Betroffenenstatements, Aussagen des Täters und Zeitungsartikel ein umfassendes Bild des Falls.
Glitzer im Kohlestaub. Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie | Zucker im Tank (Herausgeber*innen) | Sonntag, 13:00
In mehr als 60 Beiträgen beschreiben Aktivist*innen aus unterschiedlichen Spektren die Aktionen der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie legen ihre politischen Überlegungen dar und geben einen durchaus selbstkritischen Einblick in das Zusammenleben in Klimacamps, besetzten Dörfern und Wäldern.
Die Aktivist*innen wissen, dass weder der von der Politik eingeschlagene Weg noch das vorgelegte Tempo geeignet sind, die sich vollziehende Klimakatastrophe mit all ihren »Nebenwirkungen« wie bspw. dem Artensterben, den weltweiten Hungerkatastrophen und Kriegen zu verhindern. Deshalb besetzen sie Wälder wie den Hambacher oder Dannenröder Forst, setzen sich auf Tagebaubagger in der Lausitz oder in Garzweiler, blockieren Zufahrtsgleise zu Kohlekraftwerken, kämpfen um den Erhalt von Dörfern wie Lützerath, springen vor Kreuzfahrtschiffen ins Wasser, um sie am Auslaufen zu hindern, oder sabotieren Maschinen und anderes Gerät, das für den Ablauf des zerstörerischen Geschäfts nötig ist.
Sie wissen, dass ihre Kämpfe soziale Kämpfe sein müssen. Denn nur in einer radikal anderen Form des weltweiten Zusammenlebens und Zusammenwirtschaftens sind der Erhalt bzw. die Herstellung einer für die absolute Mehrzahl der Menschen lebenswerten Gegenwart und Zukunft möglich. Deshalb stellen sie sich gegen die weltweiten Ausbeutungsverhältnisse und tragen ihre Wut und ihren Protest auch dort auf die Straße, wo es nicht unmittelbar um Kohlekraftwerke, industrialisierte Landwirtschaft oder andere lebenszerstörende Wirtschaftsbereiche geht. Im Bewusstsein, dass es in diesen Zeiten wortwörtlich um alles geht.
„Abendessen 16:30“. Verhaftungen, Verhöre und U-Haft: Erfahrungen aus der Schweiz | Herausgeber*innen | Sonntag, 15:00
Abendessen 16.30 Uhr ist für alle, die sich mit Knast und Repression auseinandersetzen möchten. Denn diese Themen machen etwas mit uns – ob wir es wollen oder nicht. Je selbstverständlicher und ehrlicher wir darüber reden, desto widerstandsfähiger werden wir. Darum ist es wichtig, sich neben der juristischen und politischen Eben auch zu fragen, wie es einen persönlich trifft. Denn früher oder später werden alle damit konfrontiert sein, welche die herrschende Ordnung ablehnen und dies mit Freude und Wut im Bauch zum Ausdruck bringen.
Frauen der Unterwelt. Queerfeministische Antworten auf Psychiatriegewalt, Sexismus und Ableismus | Tine Rahel Völcker | Sonntag, 15:00
Das zugleich empowernde und einfühlsame Theaterstück über sieben weibliche Opfer der NS-„Euthanasie“ zeigt eine neue Perspektive auf „die hysterische Frau“.
Sie waren eigensinnig und verletzlich. Sie rebellierten gegen die engen Grenzen, die ihnen auferlegt waren. Sie wurden krank durch erlittene Gewalt, Diskriminierung oder Armut – und in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein vergast. Frauen der Unterwelt geht den Biografien von sieben kraftvollen Frauen nach, die als Opfer der sogenannten NS-Krankenmorde jahrzehntelang verschwiegen wurden. Als Theaterfiguren erzählen sie nun erstmals ihre Geschichten – jenseits der Diagnosen und Urteile, die einst über sie gefällt wurden. Ihre Geschichten lassen sich nicht mehr ändern, wohl aber die Geschichtsschreibung!
Neben dem Stücktext kommen Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen zu Wort, die sich aus unterschiedlichen Positionen heraus mit NS-„Euthanasie“, Ableismus, Pathologisierung von Weiblichkeit* und Transidentität und aktuellen Formen psychiatrischer Gewalt beschäftigen.
Die Beiträge stellen die traditionelle Bewertung psychischer Krankheiten in Frage und eröffnen einen Handlungsraum jenseits des „Normalen“.
Visuell wird der Band von fünf Zeichnungen Moana Vonstadls begleitet, die eigens für diesen Band entstanden sind. Moana Vonstadl experimentiert als Zeichnerin und Filmemacherin mit Motiven, die das Wilde und vermeintlich Dämonische als Aspekte von Weiblichkeit* positiv oder wertfrei wieder inkorporieren.
Strukturelle Leerstellen im Literaturbetrieb – ein Podiumsgespräch | narratif-Magazin & guests | Sonntag, 15:00
I also write, can I join? Verlage, Buchläden, Bibliotheken, Magazine – Plattformen und Orte der Literatur sollen offen für Alle sein. Wer sind diese Alle? Mit narratif, Amaeze vom LIAA Kollektiv (LEIPZIG) und Sarah von der kohsie Buchhandlung (HALLE SAALE) über Utopien einer inklusiven Literaturlandschaft.
Revolutionäre Stadtteilarbeit. Zwischenbilanz einer strategischen Neuausrichtung linker Praxis | Vogliamo tutto (Herausgeber*innen) | Sonntag, 17:00
Vor rund fünf Jahren ist in der radikalen Linken in Deutschland eine Strategiedebatte darüber entbrannt, wie die politische Arbeit weg von einer Fokussierung auf die Szene und hin zur breiteren Gesellschaft und ihren sozialen Auseinandersetzungen verlagert werden kann. Daraus sind unterschiedliche Stadtteilgruppen entstanden, die in Form von Basisarbeit neue Praktiken entwickeln, um an die lokalen Lebensbedingungen anzuknüpfen und entlang von Alltagskonflikten zu einer Politisierung des Stadtteils beizutragen. Sie grenzen sich dabei sowohl von klassischen Infoläden und linken Szenetreffs als auch von Sozialarbeit und reformistischen Ansätzen ab. Zentrale Arbeitsfelder sind Miet- und Arbeitskämpfe, Feminismus und Carearbeit sowie Antirassismus.
Die Gruppe Vogliamo Tutto (Berlin) hat fünf dieser Gruppen dazu befragt, wie genau ihre Praxis aussieht, was ihre Strategie ist, was warum gelingt und was nicht & was ihre langfristige Perspektive ist. Die Gespräche sollen einen Anstoß für eine Reflexion liefern, sowohl für Aktivist:innen, die eine ähnliche Praxis verfolgen oder planen, als auch für alle, die sich fragen, wie wir zu einer emanzipatorischen Transformation unserer Gesellschaft beitragen können.
Wir laden alle herzlich dazu ein, den Praxisansatz der „revolutionären Stadtteilarbeit“ anhand des Buchs kennenzulernen. Nach einem Input zu den zugrundeliegenden strategischen Überlegungen wollen wir gemeinsam mit euch anhand von Auszügen aus den Interviews über diese Praxis diskutieren.
Die verschissene Zeit | Barbi Marković | Sonntag, 17:00
Ein einzigartiges popkulturelles Spiel mit dem Belgrad der Neunziger – und zugleich ein verrückter Wettlauf gegen eine Zeit, die die Gesellschaft eindeutig verschissen hat.
Belgrad, 1995: Marko, seine Schwester Vanja und Kasandra aus der Roma-Siedlung leben im „riesigen psychowirtschaftlichen Desaster“ der 90er-Jahre – einem Teufelskreis aus Armut, Gewalt, Inflation, Drogen und neuen Technologien. Doch gibt es in diesem genialen Roman auch Gangs und Dealer, einen verrückten Wissenschaftler und eine Zeitmaschine, eine Balkan-Pop-Ikone und schrägen Sex, es gibt Bombardements und Zerstörung, aber auch Musik und Freundschaft. Und als die drei Jugendlichen in das Kriegsjahr 1999 katapultiert werden, begreifen sie, dass sie ihre Stadt aus den verheerenden 90ern befreien müssen. In einer rasanten Verfolgungsjagd versuchen sie, den Schlüssel zur Zeitschleife zu finden und Geschichte neu zu schreiben.
Cancel Culture | Leon & Vincent | Sonntag, 17:00
Vincent und Leon sind als Gäste mit Mikro auf der Bookfair unterwegs um die Linkspartei zu canceln. Wir fragen Euch: was ist das Problem mit der Linkspartei? Und (warum) brauchen wir sie trotzdem? Wir freuen uns auf die kollektive Produktion einer langersehnten neuen Folge von Cancel Culture – ein Podcast zu Identität und Politik.
für die augen
Im Herbst 2021 war die sogenannte „Flüchtlingskrise“ an der EU-Ostgrenze noch sehr präsent in den Nachrichten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach damals von Solidarität mit Polen im Angesicht eines „hybriden Angriffs, um Europa zu destabilisieren“ – kein Wort der Solidarität mit den frierenden und Gewalt ausgesetzten Migrant*innen. Sie werden in solcher Rhetorik entmenschlicht, zu einer diffusen Masse, die dann entweder bemitleidet oder als Bedrohung gesehen wird. Das Fotokollektiv unofficial.pictures hat sich entschlossen, sie mit einer Foto-Text-Zeitung als Menschen sichtbar zu machen. Zur Radical Bookfair soll sie nun als Wandzeitung mehr Sichtbarkeit schaffen für diese Krise der Menschenrechte in Europa.